Vertrauen ist wie eine Brücke, die Mensch und Tier verbindet. Doch was passiert, wenn wir von unserem Tier erwarten, diese Brücke allein zu bauen? Vielleicht ist es an der Zeit, Vertrauen als etwas zu sehen, das beide Seiten gemeinsam erschaffen – ohne Beweise, ohne Bedingungen. Vertrauen ist eine Wahl, die aus deinem Inneren kommt.
Vertrauen und die Illusion von Beweisen
Oft fordern wir von unseren Tieren unbewusst Beweise für ihr Vertrauen. „Wenn du zurückkommst, wenn ich dich rufe, vertraue ich dir. Wenn du nicht hörst, dann war es das mit meinem Vertrauen.“ Doch dieser Ansatz lenkt unsere Aufmerksamkeit automatisch auf das, was nicht funktioniert, anstatt auf das, was möglich ist. Unsere innere Haltung wird so mehr auf das „Scheitern“ programmiert als auf das Vertrauen, dass unser Hund es schafft.
Ein Raum für Vertrauen statt Bedingungen
Vertrauen bedeutet, den Fokus von äusseren Ergebnissen auf die innere Verbindung zu lenken. Anstatt Beweise zu fordern, könntest du dich fragen:
• Wie kann ich meinem Hund Raum geben, in meinem Vertrauen zu wachsen?
• Was passiert, wenn ich meine Erwartungen loslasse und die Verbindung in den Vordergrund stelle?
Tiere spüren unsere Energie. Wenn wir mit der Haltung „Du musst es mir beweisen“ durchs Leben gehen, nehmen sie diesen Druck wahr. Doch wenn wir ihnen mit Vertrauen begegnen – auch in schwierigen Momenten – entsteht ein Raum, in dem Sicherheit und Verbindung wachsen können.
Welche Gefühle tauchen in dir auf?
Wenn dein Hund nicht sofort kommt oder etwas anderes tut, als du es dir wünschst, frage dich: „Was fühle ich in diesem Moment?“ Ist es dir peinlich, wenn andere zusehen? Spürst du Frust oder Ärger? Denkst du vielleicht: „Das klappt ja sowieso nie. Er hört einfach nicht auf mich?
Frage dich:
• Welche Erwartungen habe ich an mein Tier?
• Sind diese Erwartungen wirklich meine eigenen oder von aussen geprägt?
• Was passiert in mir, wenn mein Hund nicht hört? Welche Gefühle tauchen auf?
Beobachte dich bewusst in solchen Situationen. Was passiert in dir?
• Welche Gedanken gehen dir durch den Kopf?
• Welche Emotionen kommen hoch?
• Was macht dieser Moment mit deinem Selbstvertrauen?
Ein Impuls für dich:
Schreibe diese Gedanken und Gefühle auf. Lass sie da sein, ohne sie zu bewerten. Manchmal erkennen wir dabei, dass diese Gedanken oft gar nicht von unserem Hund handeln, sondern von uns selbst. Vielleicht spiegeln sie eine tiefere Angst, nicht gut genug zu sein, oder die Sorge, was andere denken könnten.
Wie kannst du diese Energie verändern?
Nachdem du diese Gedanken und Gefühle erkannt hast, kannst du bewusst eine neue Haltung wählen. Hier eine kleine Übung, die dir dabei hilft, aus der Reaktion herauszutreten und in eine neue Energie zu kommen:
1. Stopp und Atem: Sobald du merkst, dass negative Gedanken oder Gefühle aufkommen, halte innerlich kurz inne. Atme tief ein und aus. Das schafft Abstand zu den Emotionen und bringt dich ins Hier und Jetzt.
2. Frage statt Bewertung: Anstatt dich selbst oder deinen Hund zu bewerten, stelle dir Fragen:
- Was wäre hier jetzt möglich, dass ich noch nicht sehe?
- Welche Energie kann ich jetzt sein, um diese Situation zu entspannen?
- Was braucht mein Hund gerade von mir?
3. Energie des Vertrauens wählen: Stelle dir vor, wie du dich bewusst mit der Energie von Vertrauen und Gelassenheit verbindest. Sag innerlich: „Ich bin Ruhe. Ich bin Vertrauen.“ Lass diese Energie in deinem Körper spürbar werden.
4. Handlung mit neuer Haltung: Wähle dann eine Handlung aus dieser Energie heraus. Rufe deinen Hund erneut, aber ohne den Druck, dass er „gehorchen“ muss. Begegne ihm mit Offenheit und Freude, statt mit Frust. Lade ihn energetisch ein in dein Energiefeld von Vertrauen, Gelassenheit und Freude zu kommen. Lobe ihn, wenn er kommt – unabhängig davon, wie lange es gedauert hat.
Eine Geschichte über Vertrauen
Eine Kundin erzählte mir kürzlich von ihrem Hund. Sie hatte das Gefühl, er müsse ihr zuerst beweisen, dass er vertrauenswürdig ist. Doch immer wieder gab es Situationen, die sie in ihrem Misstrauen bestätigten: Er kam nicht sofort zurück, zog an der Leine oder lief zu anderen Hunden. „Wie soll ich ihm vertrauen, wenn er sich so verhält?“, fragte sie sich.
Ich fragte sie: „Was wäre, wenn nicht nur dein Hund dir Vertrauen beweisen muss, sondern du auch ihm? Was wäre, wenn Vertrauen nicht das Ergebnis von Beweisen ist, sondern die Basis, auf der ihr euch begegnet?“ In diesem Moment erkannte sie, dass Vertrauen keine Einbahnstrasse ist. Es entsteht, indem beide Seiten bereit sind, sich auf die Verbindung einzulassen.
Vertrauen als Energie
Ein Erlebnis mit meinem Hund Sämi hat mir gezeigt, was Vertrauen bedeutet: Als wir ihn zu uns holten, stand unser erster Spaziergang an. Eigentlich hatten wir geplant, ihn an einer Schleppleine laufen zu lassen. Doch als wir losgingen, hatte ich dieses tiefe Gefühl: „Er bleibt bei uns. Ich vertraue ihm, und er kann mir vertrauen.“ Also liess ich die Leine los. Sämi lief frei, aber er blieb immer in unserer Nähe. Vertrauen ist keine Garantie, die im Aussen entsteht – es ist ein tiefes Wissen, das von innen kommt.
Dieses Wissen liess mich erkennen: Vertrauen bedeutet nicht, dass alles perfekt laufen muss. Es bedeutet, zu wissen: „Es ist gut, auch wenn es noch nicht so aussieht.“ Genau dieses Vertrauen nährte die Verbindung zwischen mir und Sämi und gab uns beiden die Freiheit, uns in dieser neuen Situation zu entfalten.
Vertrauen ist keine Kontrolle
Vertrauen und Kontrolle stehen oft im Widerspruch. Kontrolle gibt uns das Gefühl von Sicherheit, doch sie blockiert die Verbindung. Dein Tier spürt, ob du im Vertrauen bist oder ob du durch Angst handelst.
Frage dich:
• Wie oft versuche ich, Vertrauen durch Kontrolle zu ersetzen?
• Kann ich Kontrolle loslassen und meinem Tier Raum geben, sich zu entwickeln?
Die Energie des Vertrauens wählen
Vertrauen ist keine festgelegte Eigenschaft – es ist eine bewusste Entscheidung, die du immer wieder treffen kannst. Hier sind einige Fragen, die dich dabei unterstützen können:
1. Welche Energie kann ich sein, um voll und ganz ins Vertrauen zu gehen?
2. Was wird möglich, wenn ich die Kontrolle loslasse?
3. Was verändert sich in unserer Beziehung, wenn ich Vertrauen wähle?
Eine Übung: Vertrauen im Moment
1. Finde einen stillen Ort: Setze dich mit deinem Tier zusammen oder denke an es.
2. Atme bewusst: Spüre, wie dein Atem dich zentriert und dein Geist zur Ruhe kommt.
3. Wähle Vertrauen: Sage in Gedanken: „Ich wähle Vertrauen. Ich bin Vertrauen.“
4. Spüre die Verbindung: Stelle dir vor, wie eine warme Energie zwischen dir und deinem Tier fliesst. Diese Energie löst alle Zweifel und schafft Raum für Vertrauen.
5. Bleibe in diesem Moment: Lass die Energie des Vertrauens in dir wachsen. Spüre, wie sie eure Verbindung stärkt.
Vertrauen beginnt in dir
Vertrauen ist keine Einbahnstrasse. Es ist ein lebendiger Raum, der von beiden Seiten genährt wird. Es ist keine Bedingung, kein Beweis, sondern eine Wahl, die du triffst – für dich, dein Tier und das Leben. Vertrauen bedeutet, loszulassen, sich einzulassen und offen zu sein für das, was entsteht.
Durch ein Wir, durch ein echtes Miteinander, entfaltet sich Vertrauen. Es entsteht, wenn wir die Kontrolle loslassen und den Mut haben, uns fallen zu lassen – hinein in die Verbindung, die uns trägt. Vertrauen ist da, wenn wir bereit sind, Vertrauen zu sein – indem wir Bewertungen, Ansichten und Schlussfolgerungen loslassen und sie zu null und nichtig erklären.
Frage dich:
• Wie kann ich heute die Energie des Vertrauens leben – für mich und mein Tier?